„Nix ist fix“, war das Motto 2021. Was am Vortag galt, war am nächsten Tag bereits überholt. Euphorisch gefasste Pläne und Hoffnungen zerplatzten wie Seifenblasen. Resilienz und Achtsamkeit blieben nicht länger plakative Begriffe. Sie prägten meinen Tagesablauf, genauso wie viel zu viel Arbeit und Dauerstress. Wie an einer maroden Karosserie lassen sich die Verschleißerscheinungen nicht mehr kaschieren. Ich bin reif für die Insel. Mit den Bildern von klarem Wasser in einer Karibik-Bilderbuchidylle schnurrt in meinem Kopf ein Ohrwurm aus den 1980ern und wird von einem anderen hartnäckig mit „irgendwann bleib ich dann dort“ unterbrochen.
Ich bin Barbara Schwarzl, die schreibende Apothekerin. Ich schreibe psychologische Romane und Reisebücher. Seit dieses böse Virus uns tyrannisiert, herrscht bei mir reisetechnisch absolute Flaute. Ich fühle mich wie ein Segelboot, das hinaus aufs offene Meer möchte, dessen Taue aber so unheilvoll verknotet sind, dass es nicht und nicht auslaufen kann. Dennoch gab es für mich als Autorin einige Meilensteine. Darüber und wie ich als Apothekerin die Pandemie an vorderster Front erlebe – aber nicht nur! –, erzähle ich in meinem Jahresrückblick 2021.
Übrigens, dieser Jahresrückblick 2021 ist Judith Peters von Sympatexter zu verdanken. Sie hat auf FB aufgerufen, zusammen an einem #jahresrückblog21 zu schreiben. Ihre Energie war ansteckend. Sie wurde nicht müde, uns 20 Tage lang zu motivieren. Danke, Judith! ;)

Gut Ding braucht Weile

Das gilt für meinen neuen Roman Nicht ohne meine Schatulle. In den letzten Jahren habe ich ihn x-Mal neu gedacht und noch öfter umgeschrieben. Im Gegensatz zu mir arbeitete meine Lektorin zügig daran und retournierte mir das Manuskript mit den Korrekturvorschlägen pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt. Das war im Herbst 2020. Ich kam nur stockend in die Gänge. Dennoch posaunte ich blauäugig einen Erscheinungstermin von Ende 2020 in die FB-Welt hinaus und verschob ihn reumütig auf Anfang 2021. Ich verabscheue es, Dinge aufzuschieben. Diesmal musste es sein. Ich brauchte einen freien Kopf, um dem Manuskript den letzten Feinschliff zu geben. Ja, es war eine schwere Geburt. Mitten in den Geburtswehen bekam ich Zweifel, ob es klug war, mitten in der Pandemie ein Buch über Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung bzw. Gewalt in der Familie auf den Markt zu bringen. Ende April 2021 erblickte Nicht ohne meine Schatulle endlich die Welt. Die ersten 5-Stern-Rezensionen erfüllten mich wie eine junge Mutti mit Stolz.

Vor dem Buch ist nach dem Buch

Ich war gezeichnet von den Geburtswehen: von langen Abenden vor dem PC, und natürlich auch von meiner eigentlichen Arbeit als Apothekerin. So kam ein Urlaub wie gerufen. Wegen der Reisebeschränkungen freute ich mich auf zwei wundervolle Wochen im Mai. Ich wollte den Garten auf Vordermann bringen, ein gutes Buch lesen, nette Tagesausflüge machen und mich um die Vermarktung von Nicht ohne meine Schatulle kümmern. Soweit der Plan. Erinnern Sie sich an das eingangs erwähnte Motto „Nix ist fix“? Wie aus dem Nichts tat sich eine Baustelle auf. Ich war noch schlaftrunken, als mich die Nachricht ereilte. Als sich sogleich immer mehr Arbeiter bei uns die Klinke in die Hand gaben und der Garten in Windeseile umgegraben war, war ich hellwach. Der Albtraum war Realität. In den folgenden Monaten folgten noch weitere Überraschungen dieser Art.
Zwischen diesem Tohuwabohu machte ich mich auf die Suche nach BuchbloggerInnen. An dieser Stelle vielen, lieben Dank Franzis Blogsberg, sowie Karin und Helga von den Lesemamas für die tollen Rezensionen. Von den Lesemamas gibt es auch Dreierblues-Rezensionen.
Auch Michael Engel von Michelangelos Bookblog möchte ich danken. Er setzt sich engagiert für uns AutorInnen ein und betreibt einen vielseitigen Bücher- und Reiseblog. Von meinen Büchern stellte er bisher Dreierblues und Nicht ohne meine Schatulle mit Schnipseln aus dem Buch und einem Autorenportrait vor.
Damit meine Bücher ihre LeserInnen finden, kontaktierte ich Buchhandlungen. Ich gehe davon aus, dass sie – wie andere Betriebe auch – an der Flut von Werbematerial zu ersticken drohen. Umso mehr freue ich mich über nette Antwortmails, noch dazu mit der Zusage, dass Bücher auf Lager genommen wurden.

Nicht jammern, tun!

Reisen bedeutet mir sehr viel. Wie das eingangs festgezurrte Segelboot habe ich meinen Heimathafen nur unwesentlich verlassen. Darüber zu klagen, macht es nicht besser. So habe ich meine Freizeit intensiv für meine Autorentätigkeit genützt, genauer gesagt für meine Internetpräsenz. Ich erledigte ganz pragmatisch Basisarbeit, um mich für die Zeit nach der Pandemie freizuspielen. Dann werde ich reisen, was das Zeug hält, mich inspirieren lassen und neue Reisebücher schreiben. Wie ich mich darauf freue!

  1. Homepage und Blog: Ich habe die Texte überarbeitet und die Bilder einheitlich gestaltet. Vor erst 15 Tagen habe ich meinen ersten Blogartikel veröffentlicht! Als Lavendel & Co online waren, freute ich mich wie ein Honigkuchenpferd. Die Idee für einen Blog hatte ich schon länger. Die Umsetzung hatte ich ewig vor mich hingeschoben. Rechtzeitig zum Jahresende kann ich auch diesen Punkt auf meiner To-do-Liste abhaken. Es werden weitere Blogartikel zum Thema psychische Gesundheit folgen, und wenn ich meinen Heimathafen wieder verlassen kann, auch über das Reisen.
  2. Fotos: Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich auch noch mit Fotoprogrammen beschäftigen würde. Das war nötig, um meine Website und meine Posts optisch ansprechender gestalten zu können. Inzwischen macht es mir Spaß hübsche Grafiken zu gestalten.
  3. Soziale Medien: Als mich die Geburtswehen für Nicht ohne meine Schatulle plagten, eröffnete ich einen Account auf Twitter und Instagram, um sie gleich im Buch zu verlinken. Was Twitter anbelangt bin ich seither inaktiv, was sich vielleicht einmal ändert. Mit Instagram bin ich noch nicht so vertraut wie mit Facebook, aber es wird langsam.
  4. Netzwerken: Wie für andere Belange des Lebens ist dies auch für eine Autorin notwendig, z.B. in Autorengruppen auf FB oder in der Selfpublishingszene. Im November 2021 nahm ich erstmals am SP-Day in Düsseldorf teil. Der #spday21 war ein gelungener Event mit netten Kontakten und viel Input.

Krisenmanagement in der Apotheke

Wir ApothekerInnen kämpfen an vorderster Front. Wir versuchen mit gutem Beispiel voranzugehen und die Kundenwünsche im Einklang mit den aktuellen Bestimmungen zu erfüllen. Kaum wurde in den Medien etwas kundgetan, löcherten uns die Menschen: „Wann gibt`s die Wohnzimmertests?“; „Testen Sie?“; „Ich brauche einen Termin!“; „Wie ist das mit dem Impfen?“; „Wie komme ich zu meinem grünen Pass?“ Fragen über Fragen. Wir erklärten geduldig, egal wie nervig jede einzelne Frage war, weil sie zum 100.sten Mal gestellt worden war.
Zehn-Stunden-Dienste mit Maske, noch dazu hinter Schall schluckenden Plexiglasscheiben, die die Kommunikation erschweren, sind extrem anstrengend und Kräfte raubend. Und die ewigen Ermahnungen und Diskussionen mit Personen, die nach bald zwei Jahren Pandemie ihre Maske noch immer nicht ordentlich tragen wollen, oder die zuletzt zunehmenden Beschimpfungen, zehren an der Substanz. Wir haben tausende Wohnzimmertests und PCR-Gurgeltests ausgegeben und ebenso viele Impfzertifikate ausgedruckt mit einer kontinuierlichen Untermalung des ständig klingelnden Telefons. Wir erdulden den Ärger der KundInnen, wenn die Rezepte via Fax oder auf elektronischem Weg im Datennirwana verschluckt worden sind. Wir erdulden deren Ärger über Lieferengpässe und sind um Lösungen bemüht.
All das und noch viel mehr kam zu unserer eigentlichen Arbeit hinzu. Wir erledigen alle Aufgaben, weil sie notwendig sind und weil uns die Bevölkerung braucht. Obwohl es mühsam ist, obwohl ich selbst nach 10 Stunden mit FFP2-Maske und unaufhörlichen Sprechen immer wieder nach Atem ringen muss, kläre ich meine PatientInnen und KundInnen beharrlich auf, weil mir ihre Gesundheit am Herzen liegt. Darum wünsche ich mir für 2022 – genauso wie das Krankenhauspersonal und viele andere Menschen auch – , dass wir diese Pandemie endlich bekämpfen. Zusammen, ohne zu murren, einander wertschätzend, ohne einander anzupöbeln oder gar zu bedrohen. Das Virus mit all seinen Mutanten ist unser Feind. Ja, ich bin aufgebracht. Verärgert würde es besser treffen. Obwohl wir ApothekerInnen um das Wohl jeder/ jedes einzelnen bemüht sind, sind Beschimpfungen mittlerweile an der Tagesordnung. Ich arbeite seit 27 Jahren als Apothekerin. Ich habe in Stadt- und in Landapotheken gearbeitet. Aber so viel Aggressivität, so viel Groll und so viel schlechtes Benehmen wie aktuell habe ich noch nie zuvor in der Apotheke erlebt.

Resilienz und Achtsamkeit

Resilienz beschreibt den Prozess, wie eine Person auf Probleme und Veränderungen mit der Anpassung ihres Verhaltens reagiert, wie z.B. auf Traumata oder belastenden Stress. In dieser schwierigen Zeit, die wir seit bald zwei Jahren erleben, habe ich begonnen, meine Mitmenschen intensiver zu beobachten. Manche gehen trotz schlimmer Schicksalsschläge aufrecht und zuversichtlich durchs Leben. Andere straucheln bereits beim leisesten Anflug von Stress. Erste Grundsteine mögen in der Kindheit gelegt worden sein. Eine Online-Fortbildung zum Thema Resilienz hat mich neugierig gemacht. Gut möglich, dass ich mich damit noch intensiver beschäftigen werde.
Ich bin froh, dass ich mich selbst gut an jede Art von Veränderung anpassen und mein Rad des Lebens stets neu erfinden kann. Wenn der Grundstein dazu in meiner Kindheit gelegt worden ist, haben meine Mutter und meine Tanten Hervorragendes geleistet. Das ist mir 2021 zum ersten Mal bewusst geworden.
Achtsamkeit, ein Modebegriff wie es mir scheint. In diesem herausfordernden Jahr mit immenser Belastung und viel zu wenigen Erholungsphasen zogen die kleinen, bisher zu wenig beachtenden Dinge meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Restaurantbesuch wurde zu einem Erlebnis, weil es auf einmal etwas Besonderes war, auswärts essen zu dürfen. Ein Lächeln eines Mitmenschen war ein Geschenk, weil mittlerweile viel zu viele griesgrämig durchs Leben trotten. Wenn ich flink umher fliegenden Vögeln zusah, wurde mir bewusst, dass das Leben noch so viel mehr zu bieten hat, auch wenn es derzeit überall von Corona überschattet wird. Ich konnte mich an meinen prächtig blühenden Rosen heuer gar nicht sattsehen, genauso wenig wie an den munter von Blüte zu Blüte flatternden Schmetterlingen oder den vom Lavendel naschenden Bienen und Hummeln. Ja, es gab viele dieser kleinen und gänzlich unerwarteten Glücksmomente.

Was war noch 2021?

Unsere Reise nach Norwegen verschoben wir dieses Jahr Corona bedingt zum 2. Mal. Gemäß dem Motto „Aller guten Dinge sind 3“ hoffen wir auf das Beste für 2022.
Tagesausflüge ersetzten Reisen, wenn der Terminkalender und das Wetter es zuließen. Das Passieren der Stadtgrenze stimmte mich glücklich wie das Passieren der Staatsgrenze Richtung Süden.
Drei Tage an meinem Lieblingssee in Kärnten waren mein Highlight in 2021. Dort entstand das Titelbild. Erraten Sie, wo ich war? Leider schlug das Wetter vorzeitig um. So waren von den drei Urlaubstagen nur 1,5 traumhaft. An diese wenigen Stunden erinnere ich mich noch immer gerne.
Auf nach Bella Italia dank meiner lieben Mutter. Ich spielte das Taxi für die Heimfahrt. Zuvor verbrachte ich drei herrliche Sommertage in Lignano. Wir sahen zusammen den schönsten Sonnenuntergang, den wir beide je an der Adria gesehen hatten.
Im September wollte ich es endlich so richtig krachen lassen. Ahnen Sie es? Wollte!? Genau, Träume sind wie Schäume. In Griechenland und Süditalien brannten die Wälder. An der oberen Adria waren meine Wahlunterkünfte ausgebucht. Dasselbe galt für Österreich. Dann schlug hierzulande auch noch das Wetter um. Dessen ungeachtet landete ich als Nicht-Weintrinkerin mitten in den Weinbergen in Niederösterreich. Ich war genügsam geworden. Ich war froh, Graz für ein paar Tage verlassen zu dürfen. Wandern in den Weinbergen und Traubensaft trinken war auch schön, wenn auch nicht so schön wie am Meer zu sein.

Ausblick auf 2022

So wie letztes Jahr gehe ich hoffnungsvoll ins neue Jahr. Auf Vorsätze verzichte ich. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass sowieso immer alles anders kommt, als ich denke. Für 2022 wünsche ich mir und meinen Liebsten Gesundheit und Umarmungen, mehr persönliche Kontakte, mehr analog statt digital, und ganz, ganz viele Reisen. Wenn ich noch einen Wunsch offen habe, dann wünsche ich mir, als Autorin bekannt zu werden.
Dieser Tage wurde mir bewusst, dass es wichtig ist, dass ich weiterhin über psychische Erkrankungen schreibe. Es ist richtig, dass ich den Weg, den ich mit Spurensuche. Diagnose Schizophrenie eingeschlagen habe, weiter gehe. Die Pandemie zeigte uns nicht nur Schwachstellen des Gesundheitssystems auf, sondern auch, dass jede und jeder irgendwann an einer psychischen Erkrankung leiden kann. Aber es gibt noch immer zu viele Vorurteile. Dagegen werde ich weiterhin auftreten. Dagegen werde ich anschreiben. Die Stigmatisierung psychisch Kranker ist nicht tolerabel. Bestärkt wurde ich erst vor wenigen Tagen durch ein Kundengespräch. Die Eltern einer Kundin waren beide diesen Herbst an Corona gestorben und sie selbst hatte einen starken Verlauf. Damit versteht sich von selbst, dass sie sich psychisch in einem Ausnahmezustand befindet. Deswegen nahm ich mir für unser Gespräch reichlich Zeit, obwohl die Schlange der wartenden Kunden lange war. Beim Gehen gestand sie mir, dass ihr das Sprechen gut getan hatte. Ohne es zu ahnen, bestärkte sie mich, meinen eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Auch das war ein Meilenstein 2021.

Bleiben Sie gesund! Ich wünsche Ihnen alles Gute für 2022!
Alles Liebe,
Ihre @schreibendeApothekerin

P.S: Mehr von der schreibenden Apothekerin

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