Angst gehört zum Leben, aber sie kann auch unsere Seele auffressen. Sie navigiert uns durch gefährliche Situationen. Beherrscht sie unser Leben, macht sie körperliche Beschwerden und beeinträchtigt sie uns in unserem Tun, spricht man von einer Angsterkrankung. Die Stigmatisierung in der Gesellschaft ist dabei so heilsam wie Salz auf eine offene Wunde zu streuen. Nachdem das Risiko, irgendwann einmal unter einer Angststörung zu leiden, bei etwa 20% liegt, sollten wir für Betroffene mehr Verständnis aufbringen. Immerhin zählen Angsterkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

Es ist nicht angenehm, wenn das Herz rast, wenn die Hände schweißig werden, wenn sich die Kehle zuschnürt und wenn Sie vor Furcht, keinen Ton herausbringen. Ich bin Barbara Schwarzl, die schreibende Apothekerin. In diesem Blogartikel gebe ich Ihnen Tipps für mehr Zuversicht, damit Ihre Seele nicht von Sorgen und Angst aufgefressen wird.

Was ist Angst?

Angst äußert sich durch Nervosität, Unruhe und Besorgnis. Sie ist eine natürliche Reaktion auf eine Bedrohung oder auf psychischen Stress. Herz und Muskeln werden stärker durchblutet, um den Körper mit der notwendigen Energie zu versorgen. Plötzlich können Sie so schnell wie noch nie zuvor laufen, um vor einem aggressiven Tier zu fliehen. Oder Sie strotzen vor Kraft und Mut und können sich gegen einen Angreifer verteidigen.
Manche Menschen haben Angst vor Spinnen, Schlangen oder allem, was krabbelt, andere wiederum vor Hunden oder noch größeren Tieren. Menschen haben Angst vor der Dunkelheit, vor dem Alleinsein, vor der Zukunft, vor Krankheiten, vor dem Fliegen und am allermeisten vor dem Tod. Können Sie kein Blut sehen oder fürchten Sie sich vor dem Zahnarzt? Für jede dieser Phobien gibt es klingende Namen. Unter einer Phobie versteht man eine exzessive, unangepasste, also irrationale Angstreaktion.

Ist die Angst weiblich?

Das „schwache“ Geschlecht soll doppelt so häufig wie das „starke“ unter Angststörungen leiden. Wegen hormoneller Schwankungen sind Frauen prämenstruell und postpartal ängstlicher, während sich Schwangerschaftshormone positiv auszuwirken scheinen. Außerdem sind Frauen empfänglicher für Hilfe, auch für Psychotherapie. Männer vermeiden es, Schwäche zu zeigen und über ihre Gefühle zu sprechen, wodurch sie langfristig ihre mentale Gesundheit aufs Spiel setzen können.

Was ist eine Angsterkrankung oder Angststörung?

Besteht kein ersichtlicher Grund für Angst, tritt sie häufig oder so intensiv und langanhaltend auf, dass Sie Ihren Alltag kaum meistern können, leiden Sie möglicherweise unter einer Angsterkrankung bzw. Angststörung.

Wann ist Angst „normal“, wann pathologisch?

Ich versuche es mit zwei Beispielen.
Stellen Sie sich vor, ich schreibe diesen Artikel. Ich überarbeite und formatiere ihn. Wenn der große Zeitpunkt des Veröffentlichens kommt, werde ich ein wenig nervös und besorgt. Habe ich wohl keinen Fehler übersehen? Ist alles gut und verständlich formuliert usw.? Vielleicht überfliege ich ihn ein weiteres Mal. Dann katapultiere ich ihn aufgeregt mit einem Klick ins Nirwana des Internets und stelle mir freudig erregt vor, dass Sie ihn lesen.
Jetzt stellen Sie sich bitte vor, der Artikel ist fertig, aber jetzt werde ich panisch, mein Herz rast so wild, dass ich fürchte eine Herzattacke zu erleiden, meine Finger sind so schweißig, dass sie von der Tastatur rutschen … Kurzum, ich getraue mich nicht – warum auch immer – den Blogartikel zu veröffentlichen. Und irgendwann hätte ich womöglich Angst vor der Angst. Ich würde die nächste Angstattacke erwarten. Im Sinn einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung würde sie sich vermutlich ereignen.

Ursachen für Angststörungen

Genetische Ursachen könnten eine Rolle spielen. Auf der biochemischen Ebene wird ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin oder GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im Gehirn vermutet.
Traumatische (Kindheits-)Erlebnisse (z.B. körperliche oder seelische Gewalt, sexueller Missbrauch) und langanhaltende, belastende, stressreiche Situationen gelten als Risikofaktoren. Negative Erlebnisse begünstigen die Entstehung und Aufrechterhaltung von Ängsten. Mit Stress ist nicht nur der gewöhnliche Alltagsstress gemeint. Stress bedeutet für den Körper auch das Ende einer Beziehung, eine lebensbedrohliche Situation oder eine Krankheit.
Auslösende Krankheiten könnten Herzkrankheiten, hormonelle Störungen und Atemwegserkrankungen sein. Stellen Sie sich vor, Ihr Herz stolpert oder Sie bekommen keine Luft, weil Sie an Asthma oder COPD leiden. In Todesangst werden Sie nach Luft ringen. Dafür braucht man kein Prophet zu sein.
Der übermäßige Genuss von Alkohol, Koffein, Aufputsch- oder Suchtmitteln und der Entzug von diesen Substanzen gelten ebenso als Auslöser.

Sorgen und Angst, ein Teufelskreis

Aus Erwartungsangst, also aus Angst vor der Angst, werden gerne auslösende Orte und Situationen vermieden. Sie ziehen sich immer mehr zurück und Ihr Selbstwert beginnt zu sinken. Schlafprobleme, Probleme in der Partnerschaft, in der Familie und im Beruf könnten folgen. Zum Beruhigen greifen Sie womöglich zum Alkohol, der alles nur verschlimmert (siehe oben). Vielleicht verschreibt Ihnen der Hausarzt starke Beruhigungsmittel, wie z.B. Benzodiazepine. Sie missachten den Hinweis, sie wegen der Gewöhnungsgefahr nur kurzfristig zu nehmen, weil Sie Ihnen vorerst guttun. Höchste Zeit, etwas für mehr Zuversicht zu unternehmen!

Sorgen als permanenter Begleiter

Quält Sie ständige Sorge? Zum Beispiel, dass Ihnen oder Ihren liebsten irgendetwas zustoßen könnte? Anders als bei einer Panikattacke treten die Angstsymptome nicht akut als Anfall auf, sondern sind ein Dauerzustand. Beachten Sie, dass permanente Besorgtheit krank machen kann.

Wann ist bei Sorgen und Angst Schluss mit Herumdoktern?

Angst kann auch körperliche Beschwerden - wie Kurzatmigkeit, Schwindel, übermäßiges Schwitzen, beschleunigten oder unregelmäßigen Herzschlag, Zittern, Erstickungsgefühl, weiche Knie oder das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen – verursachen. In diesem Fall wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt. Eine Panikstörung ist ein Notfall und muss behandelt werden. Ärztliche Hilfe sollten Sie auch in Anspruch nehmen, wenn Sorgen und Ängste Ihren Alltag beherrschen.
Zur Behandlung von Angststörungen werden meist Antidepressiva eingesetzt. Außerdem ist eine Psychotherapie empfehlenswert. Meine Tipps können Sie gerne ergänzend anwenden.
Lesen Sie dazu auch meinen Blogartikel Seele in Not .

Selbsthilfe bei Angst

  1. Denken Sie bei Angst nicht gleich an den nächsten Herzinfarkt. Machen Sie sich bewusst, dass Herzrasen, Schwitzen oder Schwindel usw. Symptome der Angst sein können. Um kühlen Kopf zu bewahren, hilft der nächste Punkt.

  2. Entspannungsübungen
    Alles, was Sie entspannt, ist erlaubt: Autogenes Training, Yoga, Meditation, Muskelentspannungs- und Atemübungen oder was Ihnen sonst gefällt. Hauptsache, Sie kommen zur Ruhe.

  3. Bleiben Sie körperlich aktiv. Sport hilft zu entspannen und die Psyche zu stabilisieren.

  4. Mit Achtsamkeit dem Gedankenkarussell entkommen
    Schärfen Sie Ihre Sinne, um Ihre Umwelt bewusster wahrzunehmen. Erfreuen Sie sich am Gesang der Vögel, am belebenden Duft einer Tasse Kaffee oder am wohltuenden Grün der Natur. Mit Achtsamkeit können die Gedanken zur Ruhe kommen.

  5. Sehen Sie einen gesunden Lebensstil als bestes Investment in Ihre körperliche und seelische Gesundheit. Dazu zählen eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die Sie mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt, plus regelmäßiger Bewegung. Lesen Sie dazu meinen Blogartikel Lavendel & Co.

  6. Frühstücken Sie wie ein Kaiser, z.B. Topfen oder Joghurt mit Leinöl, Nüssen und Haferflocken oder eine Eierspeise mit etwas Vollkornbrot und Gemüse. Je höher der Ballaststoff- und Fettanteil einer Mahlzeit ist, umso langsamer fällt der Blutzuckerspiegel ab. Angststörungen können mit einer Blutzuckerproblematik Hand in Hand gehen.

  7. Suchen Sie das Gespräch mit einer Vertrauensperson. Sprechen Sie sich Ihr Leid von der Seele. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Vielleicht hat Ihr Gegenüber genau so viel Angst wie Sie, nur vielleicht vor etwas Anderem. Seien Sie sich bewusst, dass Sie sich für Ihre Angst nicht zu schämen brauchen. Wie ich eingangs schon erwähnte, haben wir alle irgendwann einmal Angst.

  8. Vermeiden Sie NICHT die angstauslösende Situation. Stellen Sie sich den Orten oder Situationen, wo Sie Angst erlebt haben. Stellen Sie sich der Angst. Ja, das kostet unglaubliche Überwindung, wird sich aber langfristig lohnen. Nicht umsonst wird dieser Weg in der Psychotherapie gegangen. Je öfter Sie sich Angst auslösenden Situationen aussetzen, desto eher können Sie die Angst abbauen.

Nährstoffe für mehr Gelassenheit

Ein gesunder Darm hilft in stressigen Situationen. Darmbakterien beeinflussen über die Darm-Hirn-Achse die körperliche Antwort auf Stress. Sie verbessern die Barrierefunktion der Darmschleimhaut, unterstützen die Immunzellen, reduzieren die Ausschüttung von Histamin und verbessern die Produktion von Serotonin. Mit hochwertigen Probiotika aus der Apotheke und einer ausgewogenen, ballaststoffreichen Ernährung stärken Sie Ihre Darmflora.

Ein Vitamin-B-Komplex, der die gesamte Gruppe der B-Vitamine enthält, bildet die Basis für eine bessere Belastbarkeit und Stressresistenz, für die Bildung von Nervenbotenstoffen und gegen Müdigkeit. Er ist ein Allrounder für psychisches Wohlbefinden.
Vitamin B1 oder Thiamin gilt als DAS Nerven- und Gedächtnisvitamin und Vitamin B5 oder Pantothensäure als DAS Antistressvitamin. Bei einem Vitamin B1-Mangel kann sich eine Depression entwickeln.
Biotin lässt nicht nur Haare sprießen, sondern kann auch unterstützend bei Depressionen eingesetzt werden.
Bei der Einnahme von Antidepressiva könnte der Bedarf an Vitamin B2, B3 und B6 steigen.
Mit einem Vitamin-B-Komplex sind Sie immer gut versorgt. Einzelne B-Vitamine, speziell in höheren Dosierungen empfehle ich nur nach fachkundiger Empfehlung.

Ein Vitamin-C-Mangel wird mit psychischen Störungen, besonders mit Depressionen in Beziehung gebracht.

Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel von Ihrem Arzt bestimmen. Ein Mangel des Sonnenvitamins wird auch mit Depressionen assoziiert.

Wenn Sie unter Dauerstrom stehen, empfiehlt sich die Zufuhr von Cholin bzw. Lecithin zum Auskleiden der Nervenscheiden. Diese Nährstoffe steigern die Nervenfunktion und das Denkvermögen und fördern die Entspannung.

Eine optimale Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren tut auch der Psyche gut.

Nicht nur Ihre Muskeln brauchen Magnesium. Dieser Mineralstoff spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel. Wussten Sie, dass Ihr täglicher Magnesiumbedarf unter Stress steigt?

Hilfe aus dem Pflanzenreich gegen Angst

Lavendel wird schon lange in der Aromatherapie dank seiner entspannenden, schlaffördernden und insektenabwehrenden Wirkung verwendet. Vor wenigen Jahren wurde ein Fertigpräparat mit dem ätherischen Öl von Lavandula angustifolia für temporäre Angstzustände und nervöse Unruhe zugelassen. Ähnlich den schulmedizinischen Arzneistoffen beeinflusst es die Neurotransmitterfreisetzung, das heißt die Freisetzung von Botenstoffen im Gehirn.

Passionsblume
Ihre Blüten sehen spektakulär aus und haben eine heilende Wirkung. Wissenschaftler der Universität Würzburg kürten die Passionsblume zur „Arzneipflanze des Jahres 2011“.
Der Passionsblumenextrakt findet als traditionelles, pflanzliches Arzneimittel Verwendung bei Anspannung, Angst, Stress und Erschöpfungszuständen. Er soll ähnlich den Benzodiazepinen, das sind stark beruhigende, aber abhängig machende Arzneimittel, an den GABA-Rezeptoren binden.

Safran macht nicht nur den Kuchen gelb, sondern sorgt auch für eine positive Stimmung. Als Wirkstoff des Golds aus dem Pflanzenreich wurden die Crocine identifiziert. Sie wirken im Gegensatz zu synthetischen Antidepressiva an mehreren Schaltstellen im Gehirn. Deshalb wird der Safran seit wenigen Jahren als Heilpflanze mit antidepressivem Potential geschätzt.

Johanniskraut
Johanniskrautpräparate werden gerne in der Selbstbehandlung eingesetzt. Sie wirken ähnlich manchen schulmedizinischen Antidepressiva über die Serotonin-Schiene. Aber VORSICHT. Johanniskraut ist ein Interaktionsgigant, das heißt viele Arzneimittel können in ihrer Wirkung verstärkt oder abgeschwächt werden. Außerdem erhöht es die Photosensibilität der Haut. Lassen Sie sich deshalb unbedingt in der Apotheke Ihres Vertrauens beraten.

Baldrian, Melisse und Hopfen wirken beruhigend bzw. entspannend, als Tee oder als pflanzliches Arzneimittel.

Hilfreiche Kontakte bei Angststörungen

Der Austausch in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, mit Ängsten besser fertig zu werden und Zuversicht zu erlangen. Man fühlt sich nicht mehr so allein und allem ausgeliefert. Außerdem kann man sich mit Gleichgesinnten offener austauschen. Vielleicht gibt es sogar eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Heimatgemeinde.
In der Steiermark können sich Menschen mit einer psychischen Belastung bzw. Erkrankung an Achterbahn wenden. Der Sitz der Selbsthilfegruppe ist in Graz. Veranstaltungen gibt es ebenso in den Bezirksstädten.

In meinem Blogartikel Seele in Not finden Sie eine hilfreiche Kontaktliste.

5 Gesunde Fragen im Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung

Am 22.11.2023 war ich mit Dr.Dr. Astrid Maierhofer-Deutschmann beim Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung in Graz zu Gast. Sonja Krause stellte uns fünf Fragen zu krankhafter Angst oder wie sich eine Panikattacke anfühlt. Ich verriet welche Symptome mich als Apothekerin hellhörig machen oder welche Hilfsmittel ich in der Apotheke empfehle. Das gekürzte Video können Sie auf der Homepage der Kleinen Zeitung gerne ansehen.

Bücher der schreibenden Apothekerin: Thema Angst

In meinen Romanen und Kurzgeschichten thematisiere ich psychische Erkrankungen, um meine LeserInnen dafür zu sensibilisieren. Das ist mein Antistigma-Beitrag. Schließlich weiß niemand, ob es ihn nicht selbst irgendwann einmal in der einen oder anderen Form treffen wird. In Spurensuche. Diagnose Schizophrenie hat die Protagonistin Angst, wie ihr Vater und ihre Tante an Schizophrenie zu erkranken.
Im Dreierblues haben die drei ungleichen Freunde nicht nur den Blues, sondern auch Angst vor der Zukunft, vor dem Tod, vor dem Scheitern oder Angst, wieder rückfällig (süchtig) zu werden.
Emma und Fritz, die beiden Geschwister in Nicht ohne meine Schatulle sind traumatisiert von ihrer gewaltvollen Kindheit. Sie wurden vom Stiefvater missbraucht und misshandelt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie unter massiven Angststörungen leiden.

Möchten Sie erfahren, wie meine Romanfiguren gegen ihre Ängste ankämpfen oder ob sie es schaffen, zuversichtlicher zu werden? Die Antwort finden Sie in den Büchern, die Sie gerne in der Buchhandlung Ihrer Wahl kaufen können.

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